Bericht von unserem Schachmitglied Mathias Meizinger zum 96 Geburtstags von Emil Veith am 29. September 2002.
Jöhlinger Schachlegende Emil Veith feiert 96. Geburtstag
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Lieber Schachfreund Emil!
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Die Mitglieder des Schachklubs Jöhlingen möchten Dir zu Deinem so außergewöhnlichen Geburtstag ganz herzlich
gratulieren und Dir wünschen, daß Du mit Deinen Kindern, Schwiegertöchtern und Schwiegersohn, sowie Deinen
sechs Enkelkindern und fünf Urenkeln noch viele schöne Jahre bei guter Gesundheit verbringen kannst, wobei
natürlich auch wir "Schachler" hoffen, uns noch oft mit Dir über alte Zeiten und neuere Ereignisse
austauschen zu können.
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Unser Ehrenvorstand Emil Veith wurde am 29. 9. 1906 geboren und ist damit, wie uns der Schriftführer des
Badischen Schachverbandes mitteilte, Badens ältestes Schachmitglied. So wie wir aber unseren
Emil Veith kennen, wird er diesen Rekord noch um einige Jahre hochschrauben, auf daß er steht für eine
Ewigkeit.
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Seine Leidenschaft galt und gilt dem Schachspiel, das er aber infolge eines Augenleidens leider nicht mehr
so wie früher ausüben kann. Sein hohes schachliches Können zeigte sich in vielen gehaltvollen und lehrreichen
Partien und war beim Gegner gleichermaßen geachtet, wie gefürchtet. Mit seiner geradlinigen Spielweise, ohne
Schnickschnack und Schnörkelei, hatte er in den Verbandsrunden und Vereinsmeisterschaften über viele Jahre
großen Erfolg. Trotz seines hohen Alters verfügt er auch heute noch über eine erstaunliche und beneidenswerte
geistige Frische, die sich unter anderem darin äußert, daß er ohne Ansicht des Schachbretts, nur aus dem
Gedächtnis heraus, weltbekannte Schachpartien großer Meister Zug um Zug herunterspulen kann, so zum Beispiel
eine Partie des Exweltmeisters Tal gegen Kasparian von über 90 Zügen (Sie haben richtig gelesen, von über 90 Zügen!). Schachfreund Emil Veith meint dazu nur schmunzelnd: Was nütze ihm sein Alter, wenn sein Geist nicht mitmacht. Das Schachspiel habe ihn geistig frisch gehalten, als wäre es ein Jungbrunnen, was man ihm gerne glaubt. Und wie zur Bestätigung läßt er nochmals mit verschmitztem Lächeln eine kleine Episode Revue passieren, die sich vor Jahren anläßlich einer Verbandsrunde (bei der ich auch zugegen war) zugetragen hatte: Emil Veith hatte in einem für ihn gewonnenen Endspiel bei genügend verbliebener Bedenkzeit einige Bauern mehr und das Spiel war eigentlich für seinen Gegenüber schon seit einiger Zeit aufgabereif. Der Gegner, mit Schachring und Schachkrawatte aufgetakelt und auch im sonstigen Benehmen recht kariert, wurde darob auch von Emil Veith befragt, ob er diesem offensichtlich aussichtslosen Geschiebe nicht endlich ein Ende bereiten wolle. Dies wurde aber von dem "Karierten" brüsk abgelehnt, worauf dann Veith kurzerhand zu ihm sagte, "er schenke ihm die Partie". Nun war es an dem Gegner, verdutzt zu sein: "Er konnte es nicht fassen, daß er wurde sitzen gelassen". Mit den Worten "Guten Tag Herren" verließen wir diesen dunklen Ort und mußten während der Heimfahrt immer wieder über diesen so ungewöhnlichen Ausgang der Partie lachen.
Für unseren Schachverein war es ein wahrer Segen, daß wir einen Emil Veith jahrelang als Vorstand hatten und
auch heute noch als Ehrenvorstand haben, denn ohne ihn hätte der Verein diesen Stellenwert innerhalb des
örtlichen Vereinsgeschehens und des Badischen Schachverbandes niemals erreichen können.
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Eine andere Facette im rührigen Leben des Emil Veith ist seine Liebe zur Kunstmalerei. Auch diese
künstlerische Begabung setzte er sehr zum Nutzen und zur Erbauung der Schachjünger ein, indem er u. a. die
früheren Jöhlinger Schachräume kunstvoll mit Schachmotiven und eigenen Schachkreationen ausgestaltete.
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Unter der Vorstandschaft des Emil Veith kam es 1961 zu einer Erneuerung des Schachklubs 1929 Jöhlingen,
nebst Eintritt in den Badischen Schachverband. Mit E. Veith als langjährigen Spitzenspieler am 1. Brett
gelang der 1. Mannschaft im Jahre 1966 zum ersten Mal der Aufstieg in die Bereichsklasse. Ein weiterer
Höhepunkt unter der Ägide des E. Veith war 1969 die Ausrichtung des Bezirksschachtages in der Jahnhalle
Jöhlingen. Und schließlich wurde von ihm nach einem Aufruf der Internationalen Schachförderation (FIDE) zur
Förderung und Verbreitung des Schachsports das sogenannte "Jöhlinger Freilandschachturnier" mit ins Leben
gerufen. Dieses mittlerweile traditionelle Turnier erfreut sich bei vielen Schachspielern aus nah und fern
großer Beliebtheit und stellt nun jedes Jahr einen Glanzpunkt im Vereinsleben des Schachklubs dar. Einen
besonderen Reiz übt dabei das Spielen an acht großen Brettern von je 3 x 3 m aus, wobei den Spielern neben
den geistigen Fähigkeiten auch eine gute Kondition abverlangt wird.
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Sehr am Herzen lag E. Veith auch immer die Jugendförderung und der Kontakt zu jungen Menschen. Viele der
heutigen Jöhlinger Schachspieler fanden auf diese Weise durch ihn zu diesem schönen Spiel.
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Auch heute noch unterstützt der Hochbetagte den Verein und zeigt am Vereinsgeschehen ein reges Interesse.
Dieses weiterhin zu tun, mögen Dir, lieber Emil Veith, noch viele Jahre beschieden sein.
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